Die Crux mit den Frames: arm.in wird ausgebaut

Am Dienstag machte es noch die Runde: Die Linkverkürzungsdienst arm.in des Münchner Webgründers Armin Hierstetter ging bei eBay für 3.599 Euro unter den Hammer.

hierstetter

Doch nun ist der Deal mit ziemlicher Sicherheit geplatzt, denn der Käufer hat sich bisher noch nicht gemeldet, wie mir Hierstetter soeben bestätigte. Und darüber ist der ehemalige Journalist, der sein Geld inzwischen mit seinem virtuellen Marktplatz für Werbe- und Synchronsprecher bodalgo.com verdient, eigentlich sogar ganz froh. ”Ich habe arm.in zwar nur nebenbei in 40 Stunden programmiert, um so etwas mal auszuprobieren”, sagt der Gründer, ”doch vom Auktionspreis war ich schon etwas enttäuscht”.

Falls sich der Käufer nicht doch noch ganz schnell meldet, will Hierstetter seinen URL-Shortener jetzt ausbauen und vermarkten. Schon seit einigen Wochen ist bei arm.in eine Neuerung zu sehen. Wer auf einen Link klickt, der mit http://arm.in beginnt, landet nicht mehr wie früher auf der Original-Website mit der Original-URL, sondern auf einer Website, die in einem Rahmen (Frame) von arm.in dargestellt wird. Außerdem wird unterhalb der Browserbar eine Toolbar von arm.in angezeigt, in der man weitere Webadressen verkürzen kann, ohne auf die arm.in Homepage zu gehen. Der Frame und die Toolbar verschwinden erst dann, wenn man sie aktiv wegklickt.  Künftig soll der Dienst für Nutzer auch weiterhin kostenfrei bleiben, aber registrierte Nutzer werden sich vor jedem zu verkürzenden Link aussuchen können, ob oben in der Browserleiste die Original-URL oder die arm.in URL mit Frame und Toolbar zu sehen sein soll, wenn man auf den Link klickt. Die Toolbar soll an Werbekunden vermarktet werden.

Schon jetzt nutzt der Medienbranchendienst turi2 ausschließlich arm.in, das eine Trackinglösung anbietet. Damit kann man nachverfolgen, wie oft die verkürzten Links angeklickt wurden. turi2 vemarktet durchaus nicht unumstritten Werbung in seinem Twitterstream und kann auf diese Weise seinen Werbekunden nachweisen, wie oft auf die Links in den werblichen Tweets geklickt wurde.

Die Crux bei den Frames ist allerdings, dass Suchmaschinen nicht mehr die Originalsite auswerten, sondern den Frame. Wenn ich zum Beispiel bei Twitter mit einem arm.in Link auf diesen Blogbeitrag verlinke, und 100 Twitter-Nutzer klicken auf den Link, dann misst Google nicht für dieses Blog 100 Besucher mehr, sondern ordnet den ”Link Juice“ (Besucherverkehr) arm.in zu, , dann ist zumindest unklar, inwieweit der Inhalt innerhalb des Frames noch nach relevanten Keywords durchsucht wird, was nicht in meinem Interesse sein kann, weil eine attraktive Platzierung in den Google- Trefferlisten auch von den Keywords abhängt.

maske

In den USA hat die Social Bookmarking und Nachrichtenbewertungsplattform Digg, die ebenfalls Frames und eine Toolbar anbietet, wegen dieses Verfahrens großen Unmut provoziert, wie ReadWriteWeb schreibt. Die Affäre wurde sogar schon ”Digg-gate” getauft.

Armin Hierstetter ist sich nach eigenen Angaben erst vorhin auf meine Anfrage hin dieser Problematik bewusst geworden. Er will aber nicht grundsätzlich von der Frame-Lösung abrücken, sondern jedem Nutzer im Rahmen des neuen Premium-Modells Varianten zur Wahl stellen. Eine faire Lösung, wie ich finde, wenn er dann noch deutlich auf die Varianten und ihre verschiedenen Auswirkungen hinweist.

Das Erstaunliche am Phänomen Linkverkürzer: Dafür, dass die meisten kein Geschäftsmodell haben, gibt es erstaunlich viele davon. Die steigende Beliebtheit lässt sich eigentlich nur durch Twitter erklären, weil es bei 140 zur Verfügung stehenden Zeichen wirklich auf jedes eingesparte Zeichen ankommt. Hierstetter operiert also mit einem kleinen Dienst auf einem hart umkämpften Markt und ist zudem noch benachteiligt, weil auf beliebten Twitter-Clients aus den USA wie Tweetdeck oder Twhirl nur amerikanische URL-Shortener wie Tiny-URL, bit.ly, is.gd oder tr.im vorinstalliert sind, nicht aber das deutsche arm.in.

Eine gute Übersicht über die verschiedenen Linkverkürzer und ihre Eigenschaften wie “301 redirect” (führt zur Original-URL) findet man bei Searchengineland. Mein Lieblingsdienst ist übrigens tr.im: simpel, kurz, bietet Tracking und nutzt keine Frames.

Welche Linkverkürzer nutzen Sie? Was halten Sie von Frames und der Frame-Problematik?  Über Ihre Meinungen und Anregungen in den Kommentaren freue ich mich.

14 Antworten zu “Die Crux mit den Frames: arm.in wird ausgebaut

  1. Für die Idee mit den Frames kann man den Mann nur beglückwünschen. Ich hab das schon lange nicht mehr gesehen, weil sich inzwischen herumgesprochen hat, dass man damit rechtlich ganz schlechte Karten hat, fremde Inhalte unter der eigenen URL zu veröffentlichen. Muss man als Webmaster wieder die alten Javascript-Befehle zum Framesprengen rauskramen, falls man keine Lust hat, seinen Anwalt Geld verdienen zu lassen.

  2. Die Sache mit den Frames ist auch für Werbetreibende hochinteressant. Warum nicht mal die Werbung im Umfeld wie Sex, Faschismus oder Gewalt platzieren? Die News heute bezüglich Facebook und stornierter Werbung seitens Telekom oder Apple lässt grüssen

  3. Schöner Marketing-Gag von Herrn Hierstetter. Der Höchstbietende hat 0 Bewertungen, sein Name beginnt mit a und endet mit r. Ob er sich noch meldet?

  4. An diese Möglichkeit dachte ich auch….

  5. Hallo,

    zunächst: Nein, das Gebot stammte nicht von mir – da hätte ich dann schon einen Bekannten mit etwas mehr Bewertungen eingespannt. Der Höchstbietende hat bisher nichts von sich hören lassen, ich denke, das wird wohl auch nichts mehr.

    Wegen Frame-Technik und fremder Inhalte: Ich sehe natürlich den Konflikt, jedoch ist für mich ein Rechtsbruch nicht evident. Die Inhalte werden ja nicht von arm.in kopiert. arm.in zeigt – einem Browser gleich – lediglich Inhalte von Links. Und es käme ja wohl niemand ernsthaft auf die Idee, Firefox, Safari, etc. verklagen zu wollen, weil Sie Seiten anzeigen, an deren Inhalte sie nicht die Nutzungsrechte besitzen. Und auch Browser haben hie und da eine Statusleiste, in der Werbung eingeblendet wird.

    Wegen Sex, Drugs & Rock’n’Roll. *DAS* wiederum ist wirklich ein Thema. Oder wäre eines, das in den Griff zu kriegen aber erst dann ein Thema wäre, wenn Werbekunden buchen wollten – und so weit ist es ja noch nicht.

    Abschließend kann ich mir nicht verkneifen, darüber zu schmunzeln, dass es ein einfacher, darüber hinaus kostenloser Dienst schafft, eine solche Diskussion anzufachen. arm.in soll Leuten helfen, Inhalte zu verbreiten – nichts weiter. Was die Antriebsfeder spannt, mit Rechts- und Moralproblemen aus einer Mücke einen Elefanten machen zu wollen, erschließt sich mir nicht.

    Lieben Gruß

    Armin Hierstetter

  6. Naja, so groß ist die Diskussion ja nicht – jedenfalls von einem Elefanten weit entfernt.

    Unabhängig von der juristischen Seite, glaube ich, dass sich die Frame-Lösung bei den Usern nicht durchsetzen wird. Die „Toolbar“ bietet dem Nutzer keinen Mehrwert. Sie ist nur aus dem Wunsch geboren, den Linkverkürzer irgendwie zu monetarisieren. Das ist der Unterschied zu Browsern oder anderen Toolbars , die diese Bezeichnung auch wirklich verdienen.

    Für den Werbekunden ist sie auch deswegen wenig interessant, weil die inhaltliche Streuung der Links sehr groß und ein Targeting schwer umzusetzen sein dürfte. Linkverkürzer werden hauptsächlich bei Twitter eingesetzt und bedienen hier naturgemäß ein riesiges Themenspektrum. Für uns Werbekunden heißt das: enorme Streuverluste. Dass Special Interest Angebote wie turi2.de einen Linkverkürzer einsetzen, wundert mich. Es wird eher die Ausnahme bleiben. Statistische Infos wie die Klick-Häufigkeit auf Links liefert jedes bessere Tracking-Tool.

  7. Hallo Olli,

    danke für das Feedback.

    „As we believe in choice“ gibt es jetzt was Neues: Ab sofort kann man – vorausgesetzt man registriert sich – bei jedem Link entscheiden, ob die Toolbar eingeblendet wird, oder ein „normaler“ 301-Redirect gemacht wird.

    Somit kann jeder ab sofort selbst entscheiden. Das ist doch was …

    Lieben Gruß

    Armin

  8. In Sachen Diggbar complaints tut sich auch etwas Neues, schreibt Wired:

    http://blog.wired.com/business/2009/04/diggbar.html

    Ich sehe hier Parallelen zwischen Digg und arm.in.

  9. Hallo Frau Langer,

    es ist – wenn auch bei Digg in einer ganz anderen Liga – exakt die gleiche Diskussion.

    Ich glaube aber, dass mit der seit heute neuen Lösung (wahlweise Toolbar oder nicht) und der genauen Darstellung der Auswirkungen auf den Link Juice zumindest der Anwender nun genau weiß, was passiert.

    Und jetzt muss ich noch ein paar Tools entwickeln, damit auch für „Olli“ genug Mehrwert da ist.

    Lieben Gruß

    Armin Hierstetter

  10. Also ich finde den Frame Redirect durchtbar. Die Seite lädt viel langsamer, die Toolbar bietet mir keinen Mehrwert als Leser. Deshalb überlege ich mir inzwischen wirklich zweimal ob ich auf einen Link von turi2 klicke oder andere die mit arm.in beginnen.

    Ich beglückwünsche natürlich zum Geschäftsmodell, werde selbst aber wohl weiterhin cli.gs nutzen. Die baieten mir genauso Tracking und belästigen nicht die Follower.

  11. @sheep:

    Ich habe das ausführlich getestet: Die Verzögerung liegt bei unter einer zehntel Sekunde. Nur wegen Frames laden Seiten keinen deut langsamer.

    Und dass Sie vor einem Klick jetzt hin- und herüberlegen, ob Sie es wagen, diesen mutigen Schritt zu tun – ganz ehrlich – das nehme ich Ihnen nicht ab, das klingt für mich viel mehr nach unbeholfenem Boykott-Aufruf … 😉

  12. Pingback: Freaking Huge URL: Die Antwort auf obsessives Linkverkürzen « Medial & Digital

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